aus Unterwegs zwischen Alpen und Adria 2023
Wandertag am Kanin
Die Seilbahn brachte uns für unsere Wanderung auf 2202 Meter: Vom Kanin aus boten sich spektakuläre Ausblicke auf eine felsige Karstlandschaft und die umliegende Alpenwelt in Slowenien und Italien.
Abenteuerliche Anfahrt zur Talstation
Obwohl der Triglav-Nationalpark touristisch erschlossen ist, kann man den ÖPNV als durchaus ausbaufähig bezeichnen. Morgens und nachmittags fährt hier jeweils zweimal ein Bus in Richtung Trenta (zur Soča-Quelle, wo wir vor zwei Tagen waren). In die Gegenrichtung (Bovec) fährt der erste Bus des Tages um 13 Uhr – viel zu spät für unsere geplante Wanderung, zumal der letzte Bus zurück in Richtung Campingplatz auch schon wieder um 15.30 Uhr in Bovec abfährt. Weil wir die 10 Kilometer nicht schon wieder zu Fuß gehen wollten, nahmen wir wohl oder übel eine Taxifahrt in Kauf.
Wobei es sich bei dem Taxi nicht um ein herkömmliches mit einem gelben Schild auf dem Dach handelte. So eins war hier leider nicht zu bekommen. Nach ein bisschen Herumtelefoniererei erklärte sich der Organisator einer Rafting-Tour bereit, uns morgens mit nach Bovec zu nehmen, von wo aus er weiter zum Startpunkt der Rafting-Tour fuhr. Eine ungewöhnliche Fahrt war das, aber besser als nichts. ;o)
So standen wir um 9 Uhr an der Talstation des Kanin. Wer wie wir zuvor noch nie von diesem Berg gehört hat: Der Kanin befindet sich in den westlichen Julischen Alpen und trennt das obere Sočatal in Slowenien vom Reschental in Italien.
Das Fenster im Berg Prestreljenik
Mit einer in die Jahre gekommenen, schwer knarzenden Seilbahn ging’s rauf auf 2202 Meter. Schon hier boten sich tolle Blicke auf eine felsige Karstlandschaft. Um das Naturerlebnis perfekt zu machen, stiegen wir über einen recht steilen Weg auf 2390 Meter bis zum Fenster im Berg Prestreljenik auf.
Das natürliche Fenster misst etwa 10 x 7,5 Meter und bietet spektakuläre Ausblicke auf die umliegende Alpenwelt. Laut Legende hat der Teufel höchstpersönlich das Loch einst in den Fels gehauen. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es durch die Verwitterung des Felsgewölbes im Berg Prestreljenik entstanden ist. Sucht Euch was aus.😉
Beeindruckende Bergwelt
Der Weg nach oben war auf dem groben Geröll ziemlich anstrengend, wie man an diesen Bildern vermutlich erahnen kann. Nicht nur, dass der Weg steil nach oben führte; im oberen Drittel mussten wir zudem richtig klettern und das letzte Stück legten wir auf einem schmalen Vorsprung mit Seilsicherung zurück. Weil das noch aufregender und „gefährlicher“ war als die Kletterpartie vor zwei Tagen an der Soča-Quelle, haben wir davon leider nur wenige Bilder und erst recht kein Action-Video gemacht. Wir benötigten beide Hände, um uns ans Seil zu klammern.🤣
Nach kurzem Durchschnaufen blickten wir uns ausgiebig um – wow, was für ein Panorama. Eine beeindruckende Bergwelt bei schönstem Sonnenschein, fürs Foto drapierten sich ein paar Wölkchen dekorativ um die Gipfel. Das Fenster ist nicht nur ein toller Fotospot, sondern bietet einen herrlichen Ausblick in Richtung Italien.
Der Abstieg bis zur Bergstation war auf dem groben Geröll auch alles andere als ein Spaziergang. Das Gefühl „ein falscher Tritt und eine Gerölllawine bringt uns bis ins Tal“, begleitete uns zumindest auf den steileren Stücken.
Nachdem wir den Rückweg heil gemeistert hatten, saßen wir mit einem Radler auf über 2200 Metern in der Sonne und sahen den schnell über uns hinwegziehenden Wolken zu. Die Gondel, die von der Berg- bis zur Talstation immerhin fast 30 Minuten unterwegs ist, brachte uns pünktlich zum Bus.
Pause und Rückfahrt
Ja…der Bus. Um 15.30 Uhr kam der einzige Bus, der heute den gesamten Tag über in unsere Richtung fuhr. Alle Wartenden wechselten erstaunte Blicke, als das Verkehrsmittel von der Hauptstraße in Richtung der Haltestelle einbog. Das Büschen bot Platz für 20 Personen, an der Haltestelle hatten sich aber über 30 Leute eingefunden. Beim Bus-Tetris sortierte der Fahrer die Fahrgäste so ein, dass die mit der längsten Reisezeit als erstes einstiegen usw. Wir mit unseren zwei Stationen und etwa 20 Minuten Fahrtzeit blieben als letzte übrig. Natürlich war kein Sitzplatz mehr frei. Anders als in Italien und Österreich sorgte der Fahrer sich vor Sanktionen durch die Polizei, weshalb wir nicht stehen durften, sondern uns in dem engen Gang auf dem Boden zwischen die Sitze quetschten mussten. Glücklicherweise kamen wir aus eigenen Stücken wieder hoch, als wir endlich unser Ziel erreichten.😂 Wie schon bei der ungewöhnlichen Anreise heute Morgen kamen wir zu dem Schluss: besser als zu Fuß gehen!