Vesuv – Ein Blick in den Krater
Aus der Ferne haben wir den Vesuv, den einzigen aktiven Vulkan auf europäischem Festland bereits aus verschiedenen Richtungen bestaunt. Zeit, sich einen der gefährlichsten Vulkane Europas mal aus der Nähe anzuschauen und ein wenig Vulkanluft zu schnuppern. Fast so spannend wie der Besuch des Nationalparks Vesuv mit dem namensgebenden Vulkan war die Sache mit den Tickets…
Die Sache mit den Tickets
Leute, Leute – das war die komplizierteste Anfahrtsplanung aller Zeiten. 😂
Wie geht das mit den Tickets?
Die Tickets für den Vesuv-Nationalpark kann man ausschließlich online kaufen, es gibt am Eingang des Nationalparks keine Ticketschalter. Zur Sicherheit gibt es dort auch kein stabiles Internet, so dass man ziemlich dumm da steht, wenn man ohne Ticket oben angekommen ist. Der Bestellprozess ist -gelinde gesagt- nicht sehr kundenfreundlich und man muss eine ganze Menge Daten preisgeben, damit man die Reservierung abschließen kann. Eine Familie, die mit uns im Bus von Pompeji zum Vesuv unterwegs war, wäre fast daran gescheitert und schaffte es gerade so, die Reservierung vorzunehmen, bevor das Internet weg war. Das erworbene Ticket gilt übrigens auch nicht für einen ganzen Tag, sondern man bucht lediglich ein Zeitfenster. So weit so gut.
Hat man sich ein Zeitfenster ausgesucht und online Tickets erworben, geht die Rechnerei los. In unserem Fall sah das so aus:
- ca. 10 Minuten mit dem Shuttlebus vom Campingplatz in den Ort,
- ca. 10 Minuten zu Fuß zum Bahnhof,
- mindestens 10 Minuten, um ein Ticket zu kaufen (das geht leider nicht im Vorfeld, sondern nur tagesaktuell),
- ca. 35 Minuten mit dem Zug von Sorrent nach Pompeji,
- ca. 45 Minuten mit dem Bus von Pompeji zum Vesuv-Nationalpark. Die Bushaltestelle befindet sich direkt am Bahnhof, das Ticket kostet pro Person und Fahrt 3,60 Euro (Stand: 2023).
Dazu sollte man stets einen Zeitpuffer einrechnen, weil die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel eher als Vorschläge denn als feste Abfahrtszeiten zu verstehen sind. Ausgerechnet an diesem Tag brauchte der Zug von Sorrent nach Pompeji natürlich noch länger als sonst! Sage und schreibe eine Stunde und 20 Minuten, statt fahrplanmäßig 35 Minuten.🙄
Die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug ist für uns trotz der verbesserungswürdigen Verkehrssituation keine gelungene Alternative. Meist gibt es nur eine einzige Straße, die zu jeder Uhrzeit verstopft ist. Nach viel sitzen, warten und hoffen, trafen wir nach stundenlanger Anreise tatsächlich innerhalb unseres Zeitfensters am Ziel ein. HURRA! Schön, so ein bisschen Nervenkitzel schon auf der Anfahrt. Nicht.
Ende gut, alles gut
Nach dem Motto „Ende gut, alles gut“ passierten wir glücklich und voller Vorfreude den Eingangsbereich. Es folgten etwa 20 Minuten Aufstieg bis zum Kraterrand. Das war schweißtreibend, aber obligatorisch: Den letzten Kilometer muss jede/r wohl oder übel zu Fuß gehen.
Oben angelangt, waren wir überwältigt. Jeder Schritt -und auch die ätzende Anreise- haben sich gelohnt, denn es war toll, dort am Kraterrand zu stehen und einen Blick hineinzuwerfen. Wir nahmen an einer kostenlosen Führung teil, in der uns auf die typisch italienisch-charmante Art allerlei Wissenswertes über den Vesuv vermittelt wurde.
So erfuhren wir, dass der Vesuv seit 1944 zwar ruhig, aber nicht erloschen ist und daher gefährlich bleibt. Für den Fall eines erneuten Ausbruchs gibt es heutzutage natürlich Notfallpläne, aber das Leben im Einwirkungsbereich eines aktiven Vulkans ist ein Leben mit der permanenten Bedrohung. Das hält mehr als eine Million Neapolitaner keinesfalls davon ab, sich in unmittelbarer Nähe des Vulkans häuslich niederzulassen.
Unser neapolitanischer Guide erklärte uns, dass man mit der täglichen Gefahr humorvoll umgehe: „Kein Wunder, dass man in Neapel so gerne Espresso im Stehen an der Theke trinkt. So kann man im Falle eines Vulkanausbruchs wenigstens schnell austrinken.“ Darüber hinaus sei es sowieso sinnlos, bei einer Eruption panisch ins Auto zu springen und davon fahren zu wollen, da lediglich eine einzige Straße aus Neapel hinaus führte…
Für uns fühlte sich dieser „Tanz auf dem Vulkan“ ein bisschen seltsam an. Eine Mischung aus ehrfürchtigem Staunen und der Hoffnung, dass der nun seit fast 80 Jahren ruhende Vesuv es nicht ausgerechnet heute weltweit in die Abendnachrichten schaffen möchte.😉
Lohnt sich der Besuch?
Empfehlen wir einen Besuch auf dem Vesuv, dem berühmten Vulkan am Golf von Neapel trotz des Theaters um Tickets und Anreise? Ein klares JA! Der Vesuv ist großartig, die Ein- und Ausblicke sind einmalig. Dafür nahmen wir die anstrengende Planung/Organisation in Kauf. Apropos Organisation: Die Preise für den Shuttlebus zum Vesuv (3,60 Euro pro Person) und den Eintritt in den Nationalpark Vesuv (10 Euro pro Person) fanden wir überraschend erschwinglich.
Sonst noch was?
Die Luft in über 1200 Metern Höhe war sehr angenehm, selbst Ende August war es nicht zu heiß. Die Wege sind befestigt, aber sehr staubig. Aufgrund der Wegbeschaffenheit sind feste Schuhe empfehlenswert. Ich war mit Trekkingsandalen unterwegs. Die gaben zwar ausreichend Halt, aber ich habe mir Unmengen der kleinen roten Steine in die Schuhe geschaufelt. Jaja, als Vulkanier hat man es nicht leicht…
Impressionen von unserem Tanz auf dem Vulkan
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