Alpenüberquerung auf dem E5 – Tag 2

aus Alpenüberquerung – zu Fuß von Oberstdorf nach Meran 

Tag 2: Von Spielmannsau nach Holzgau

Es ist so weit: Abenteuer voraus

Strahlend blauer Himmel auch am zweiten Tag – hurra. Ein Bus brachte uns zum heutigen Startpunkt nach Spielmannsau. Nach nur einigen hundert flachen Metern wurde es ernst: Hier begann der Aufstieg zur Kemptner Hütte. Der Weg verlief zunächst mit leichter Steigung auf Waldpfaden. Als wir die kleine Kapelle „Maria am Knie“ erreichten, ein schönes Plätzchen für die erste Pause, entledigten sich alle der unnötig gewordenen Kleidungsstücke wie zum Beispiel Jacken, abtrennbare Hosenbeine etc. 

Ab hier wurden die Bäume weniger und die Landschaft deutlich felsiger und karger. Wo im Sommer eigentlich der Sperrbach durch die enge Schlucht hinab plätschert und an der ein oder anderen Stelle nur per Brücke zu überqueren ist, trafen wir auf unser erstes Schneefeld. Haha, so viel Schnee im Juni. Und wir im T-Shirt. Wahnsinn. Wir knipsten wie verrückt, um diesen besonderen Moment festzuhalten. Wir ahnten nicht, auf wie viel Schnee wir während der nächsten Tage noch treffen sollten, sonst hätte uns das hier wahrscheinlich nicht so beeindruckt. 😄

An mehreren Wasserfällen vorbei, in denen sich der schmelzende Schnee ins Tal stürzte, gelangten wir weit oben auf eine grasbewachsene Fläche von der aus wir auf der gegenüberliegenden Seite die Kemptner Hütte liegen sahen. So nah und doch so fern. 😜  Das letzte Stück zog sich auf jeden Fall ganz gut, zumal wir recht weite Strecken über Schnee zurücklegen mussten. Das erforderte doch einiges an Konzentration, um nicht ständig wegzurutschen.
Nach gut drei Stunden hatten wir etwas über 800 Höhenmeter hinter uns gebracht. Unser Bergführer war sehr zufrieden mit uns.

Grenzübertritt nach Österreich

Nach einer ausgiebigen Rast auf der in Renovierung befindlichen Kemptner Hütte nahmen wir die letzten gut 200 Höhenmeter zum Mädelejoch, der Grenze zu Österreich, in Angriff. Wie schon auf Teilstrecken zuvor ging es hier komplett durch knöcheltiefen, sulzigen Schnee. Gut, dass wir unseren Bergführer dabei hatten. Wir hätten sonst gar nicht gewusst, wo wir langgehen sollen. Die meisten Wegmarkierungen waren nämlich schneebedeckt.
Der schneereiche Winter und die kalte erste Jahreshälfte haben deutlich mehr Schnee hinterlassen als selbst zu dieser Jahreszeit üblich. Auf das ein oder andere Schneefeld waren wir eingestellt, aber das? Gefühlt mussten wir jeden Schritt zwei Mal machen…und wir hatten zu diesem Zeitpunkt ja schon ein ordentliches Stück in den Knochen.

Kurzer Fotostopp und angemessen feierliche Haltung am Mädelejoch, als wir von Bayern nach Tirol (laut Reiner „das gelobte Land“) übertraten. Keine Zeit für einen langen Aufenthalt, wir hatten schließlich noch ein bisschen Wegstrecke vor uns. Wer 1000 Höhenmeter nach oben geht, muss zwar nicht 1000 Höhenmeter, aber immerhin ein gutes Stück wieder nach unten gehen. Der Abstieg zunächst über Schnee, später über großteiliges Geröll und lose Steine zog sich, bot aber immer wieder tolle Ausblicke und eine weitere schöne Einkehr an der Roßgumpenalm im Lechtal in Tirol, wo nach Überzeugung von Mitwanderer Peter der weltbeste Apfelstrudel serviert wurde.  

Spektakulär: Die Holzgauer Hängebrücke

Kurz bevor wir Holzgau erreichten, wartete die spektakuläre, 200 m lange Seilhängebrücke Holzgau auf uns. Nicht alle begegneten dieser luftigen Herausforderung mit unverhohlener Freude, aber mit ein bisschen gut zureden hat es die ganze Truppe auf die andere Seite geschafft. Durch den Gitterboden blickten wir in das 105 Meter unter uns liegende Höhenbachtal, während die Brücke ordentlich schwankte und uns der Wind um die Ohren pfiff. 

Fazit: Was für ein toller Tag!

Bergauf, bergab, jede Menge Schnee und zum Schluss noch die Herausforderung Hängebrücke: Unser Weg von Spielmannsau nach Holzgau war kein Spaziergang. Unterwegs fiel mir die gestrige Begrüßung unseres Gepäcktransporter-Fahrers ein: Ihr seid also die „Komfort-Wanderer“. Naja. Was man unter Bergsteigern halt so Komfort nennt. Sehr komfortabel fanden wir es heute irgendwie nicht.😅 Spaß beiseite: Ich war froh, nicht das gesamte Gepäck bergauf und bergab schleppen zu müssen. Mir war mein Tagesrucksack mit seinen 6-7 kg schwer genug.

Auf dieser Etappe wechselten sich Wiesen, Waldwege, karge Felsen, Wasserfälle und schneebedeckte Passagen ab; unsere einzige stetige Begleiterin war die Sonne. Schnee- und schotterbedingt gab es kleinere Stürze, die allerdings mehr für Erheiterung als für Schmerzen sorgten. Am Ende des ersten Tages überwog das Glücksgefühl, dieses Teilstück gemeistert zu haben.

Funfact: Während alle außer Puste waren und beim langen Aufstieg zur Kemptner Hütte versuchten, durch konsequenten Stockeinsatz möglichst kräftesparend nach oben zu gelangen, schlenderte unser -offensichtlich ganz andere Steigungen gewohnter- Lieblings-Schweizer Urs aufreizend lässig mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben uns her. Pfffff. 😀 

Impressionen von Tag 2

Es folgen einige Eindrücke von Tag 2: Von Spielmannsau nach Holzgau.

  • Wir starten in Spielmannsau und

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